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Aktuelle Forschungsthemen und Projekte

Hier finden Sie Informationen zu den aktuellen Forschungsthemen und geförderten Projekten an der Psychosomatik OWL.

Intervention gegen die Stigmatisierung von Männern mit Essstörung in der hausärztlichen Versorgung (iSMEsH)

Essstörungen werden in der breiten Öffentlichkeit eher dem weiblichen Geschlecht zugeordnet. Dieser Umstand kann einerseits zu einer starken Selbststigmatisierung betroffener Männer führen und somit die Inanspruchnahme professioneller Hilfsangebote beeinträchtigen. Andererseits sind auch Hausärztinnen und -ärzte oftmals von dieser stereotypen Sichtweise geprägt, so dass eine entsprechende Diagnose erschwert und die Behandlungsbereitschaft gesenkt sein kann. Insgesamt führt diese doppelte Stigmatisierung zu einer unzureichenden Versorgungslage von Jungen und Männern mit Essstörungen.

Das Ziel des Vorhabens iSMEsH ist die Weiterentwicklung und wissenschaftliche Erprobung der Online-Fortbildung „Essstörungen bei Jungen und Männern“ für Ärztinnen und Ärzte. Mit dieser sollen Hausärztinnen und -ärzte für das Thema Männer mit Essstörungen sensibilisiert sowie Wissen und Handlungskompetenzen vermittelt werden. Die im Projekt iSMEsH erarbeiteten Inhalte der Online-Fortbildung sollen nach ihrer wissenschaftlichen Erprobung frei zugänglich veröffentlicht werden, um ihre nachhaltige Nutzbarkeit zu gewährleisten.

Das Projekt ist Teil des Förderschwerpunkts „Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen“ des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG).



Pionier-Modell Essverhalten & Schwangerschaft

Essgestörtes Verhalten und Essstörungen treten bei Frauen häufig in einem Alter auf, das mit Kinderwunsch und Familienplanung zusammenfällt. In mehreren Untersuchungen wurde gezeigt, dass essgestörtes Verhalten mit komplizierten Schwangerschaftsverläufen, Geburtskomplikationen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen für die Neugeborenen assoziiert ist. Der Früherkennung und Adressierung essgestörten Verhaltens fällt daher im Rahmen der Routineversorgung von Schwangeren eine bedeutende Rolle zu.

Das übergeordnete Ziel dieses Vorhabens ist es, die Versorgungssituation von schwangeren Frauen mit essgestörtem Verhalten zu verbessern, um die körperliche und psychische Gesundheit dieser Frauen und deren Kinder sicherzustellen. Dazu soll ein Schulungs-Curriculum für Ärzt:innen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe entwickelt, implementiert und evaluiert werden. Weiter sollen Assoziationen zwischen (Selbst-)Stigmatisierung, sozialen Vergleichen/Konsum sozialer Medien und Internalisierung von Körperidealen als Risikofaktoren (bzw. die Rolle von Resilienz, social media literacy und soziale Unterstützung als protektive Faktoren) einerseits und essgestörtem Verhalten andererseits untersucht werden, und zwar sowohl im Querschnitt (letztes Schwangerschaftstrimenon) als auch prospektiv (im 6. postpartalen Monat).

Das Projekt wird durch Mittel des InnovationsFoRUM aus dem Sonderhochschulvertrag 2022-2025 gefördert.

Verbundpartner: Prof. Dr. Philipp Soergel (Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe)



Kollateraleffekte der Pandemie (CollPan)

Die durch die Corona-Pandemie verursachte Umverteilung der Ressourcen im Gesundheitssystem und die sozioökonomische Unsicherheit haben weitreichende Folgen für die allgemeine Gesundheitsversorgung. Zusammen mit weiteren Maßnahmen, wie beispielsweise Lockdowns, führte dies zur Beeinträchtigung der psychische und physische Gesundheit verschiedener Bevölkerungsgruppen. Dies könnte weltweit höhere monetäre und gesundheitliche Kosten verursachen als die direkten Folgen von COVID-19.

Am UK RUB als Teil des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) beteiligen sich Forscher*innen der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Mühlenkreiskliniken um Prof. Paslakis an der Untersuchung von Kollateraleffekten in der allgemeinen Bevölkerung. Sie und andere Forscher haben bereits früh darauf hingewiesen, dass pandemiebedingte soziale Isolation, der Verlust von Alltagsroutinen, Bewegungsmangel, Veränderungen der Ernährung, Unsicherheiten in der finanziellen und Lebensmittelversorgung, ein erschwerter Zugang zur Gesundheitsversorgung und ein gestiegener Medienkonsum ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Essstörungen bergen. Inwiefern pandemiebedingte Veränderungen in der Allgemeinbevölkerung das Risiko für Essstörungen nachhaltig erhöhen ist hingegen wenig erforscht und soll in disem Projekt adresiert werden.

Das Projekt wird durch das "Netzwerk Universitätsmedizin" (NUM) mit Mitteln des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.



Spendergedanken und Herztransplantation (SpHer)

Für Menschen, die unter schweren Herzerkrankungen, Verletzungen oder Herzversagen leiden, gilt eine Herztransplantation inzwischen als Standardtherapie. Die Transplantation selbst und die damit verbundenen Prozesse (Todesbedrohung) bedeuten eine enorm hohe psychische Belastung für die Betroffenen und deren Angehörige und könnten beeinflussen, wie erfolgreich eine Transplantation ist. Aus diesen Gründen ist es wichtig, mögliche psychische Belastungen zu identifizieren und dadurch die Versorgung und den Genesungsverlauf von Menschen nach einer Herztransplantation verbessern zu können.

Ziel des Projekts ist die Charakterisierung des Phänomens Spendergedanken, die im Zusammenhang mit Herztransplantationen auftreten können. Das Herz spielt im Körper eine besondere Rolle und wird von vielen Menschen als die Quelle des Lebens, aber auch von Gefühlen und der Persönlichkeit gesehen. Wir vermuten, dass unter anderem deswegen einige Menschen nach einer Herztransplantation Gedanken über die Spenderperson und das transplantierte Herz entwickeln. Entsprechend beabsichtigen wir, dass Auftreten, die Inhalte und das mit Spendergedanken verbundene Erleben ertmals systematisch zu erfassen.

Das Projekt wird durch die Deutsche Stiftung für Herzforschung gefördert.

Kooperationspartner: Dr. Katharina Tigges-Limmer (Klinik für Thorax- und kardiovaskuläre Chirurgie des Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, Ruhr-Universität Bochum)



Entwicklung eines Online-Screeningtools für Essstörungen bei Männern

Obwohl Essstörungen lange als „Frauenkrankheit“ galten, sind laut neueren, internationalen Studien gerade Männer zunehmend betroffen und könnten bis zu jeden vierten Behandlungsfall stellen. Die Versorgungsrealität in Deutschland spiegelt dieses Verhältnis jedoch nicht annähernd wider, so dass von erheblichen Defiziten bei der Früherkennung von Essstörungen bei Männern und bei der Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten durch Männer auszugehen ist. Es wird vermutet, dass aufgrund der Ausrichtung diagnostischer Instrumente sowie von Behandlungsangeboten auf Frauen besondere Herausforderungen für Männer im Vorfeld der Diagnosestellung bestehen, etwa weil Männer eine Stigmatisierung durch die „Weiblichkeit“ ihrer Erkrankung befürchten, sich erst spät im Krankheitsverlauf Hilfe suchen, oder weil ihre Symptome nicht ernst genommen werden.

Das übergeordnete Ziel der Vernetzungsinitiative ist die Untersuchung und Adressierung der Versorgungssituation von Männern mit Essstörungen. Als initiales operatives Ziel wird die Entwicklung eines webbasierten Screeningtools in Form eines Selbsttests für Männer verfolgt.

Das Projekt wird durch Mittel der Deutsche Gesellschaft für Essstörungen (DGESS) gefördert.

Kooperationspartner: Prof. Dr. Sabine Steins-Löber (Universität Bamberg); Prof. Dr. Nina Timmesfeld (Ruhr-Universität Bochum)



weitere Themen und Projekte

„Entwicklung und experimentelle Validierung einer selbst-administrierten Prozedur zur Reduktion von Körperunzufriedenheit“

Kooperationspartner: keine
Finanzierung: FoRUM Forschungsförderung (RUB)

„Moderatorvariablen von Essstörungspathologie bei Patient_Innen mit Borderline-Erkrankung“

Kooperationspartner: keine
Finanzierung: eigene Mittel

„Pilotstudie zur Untersuchung von Kontextualisierungsdefiziten bei Patient_Innen mit Borderline-Erkrankung“

Kooperationspartner: keine
Finanzierung: eigene Mittel

„Erfassung von Körperzufriedenheit und Essverhalten vor und nach maskulinisierenden und feminisierenden Operationen bei Trans-Personen: Teil Projekt I: Transmänner“

Kooperationspartner: Praxis für körpermodifizierende Operationen Dres. Morath/Schöll, München
Finanzierung: eigene Mittel